Runtastic, Strava und Co. Fluch oder Segen?

In den vergangenen Posts habe ich ja des öfteren über Sinn und Unsinn allerlei Optimierungen im Breitensportbereich gepostet. Sei es nun in Sachen Material oder Supplemente; eine ganze Industrie lebt gut davon. 

Heute möchte ich über Runtastic und Co schreiben und gleich vorweg: Ich nutze Runtastic selber und das erst noch in der Premium-Bezahl-Version.Trotzdem habe ich mir Gedanken über diese Art der Trainingsüberwachung gemacht. 

Runtastic ( ich nehme einfach diese Software als Beispiel stellvertretend für alle ähnlichen Produkte) bietet die komfortable Möglichkeit sein sportliches Tagebuch ohne Aufwand zu führen. Man sieht was man wo mit welcher Distanz und in welcher Zeit absolviert hat. Tönt grundsätzlich hilfreich und sinnvoll.

Zudem hat es Community Funktionen, in welchen man sich mit seinen Kollegen messen kann oder zumindest sieht, was der Kollege gerade so sportlich treibt. Auch dagegen ist natürlich nichts einzuwenden.

Zusätzlich zu diesen Funktionen werden auch die eigenen Rekorde gespeichert und man sieht Zusammenfassungen über die durchschnittliche Pace, schnellster Kilometer, grösste Distanz und Anzahl Höhenmeter etc.

Hier beginnt es für mich kritisch zu werden. Es geht etwas zurück auf den vorhergegangenen Post, des übersteigerten Leistungsdenken im Breitensport. Natürlich ist ein Trainingsfortschritt etwas schönes und wenn man es Schwarz auf Weiss hat, wie sie die km Pace um 5 Sekunden verbessert hat im letzten Monat, dann mag das auf den ersten Blick motivierend wirken. Es birgt aber auch Gefahren. Zum Beispiel könnte man in Versuchung geraten, anstatt den anspruchsvolleren Anstieg zu laufen oder radeln, eben doch die flachere Alternative vorzuziehen, um den Pace-Schnitt nicht zu verschlechtern.  Oder man beginnt alle zwei Km die Durschschnittpace zu kontrollieren und hört allenfalls dann zu wenig auf den eigenen Körper. Meine Erfahrung ist es, dass der eigene Körper und das Körperempfinden eben wichtiger ist als die Statistik aus der Fitness App. Wenn es mal nicht läuft, läuft es eben nicht und man kann ein Training auch mal kürzer ausfallen lassen als es der Plan oder die App verlangt.

Es macht Sinn zwischendrin mal Einhalt zu gewähren und sich überlegt wofür man trainiert. Möchte man ultimativ wirklich seine (Halb-) Marathonzeit um ein paar Minuten verbessern oder die paar KM/H schneller Rad fahren oder sollte es im Breitensport nicht eher um Stressabbau gehen, um die eigene Gesundheit und die Erfahrung in der Natur? Ist es nicht viel wertvoller (in jedem Bereich) in der Natur mit einer 6 Minuten Pace zu laufen als im Gym eine 5:45min Pace? Ist es nicht schön, richtig ausgerüstet, Joggen zu gehen im Regen, in der Kälte oder bei Sonnenschein und dabei die Natur zu spüren? Ich bin sicher der Erholungsfaktor ist dabei viel grösser. Und allenfalls damit der langfristige Effekt des Trainings.

Es geht nicht darum zu sagen, dass das Training im Gym oder mit Fitnessapps schlecht ist, es geht darum zu fragen, was in welchem Masse sinnvoll ist.

Ich für meinen Teil nutze Runtastic seit längerem nicht mehr zur Leistungsüberwachung sondern quasi als Trainingstagebuch. Das ist hilfreich. Ob ich nun schneller oder langsamer war ist mir egal.

Rein subjektiv geht es mit so, dass ich glaube, die Jogger im Regen haben öfters ein Lächeln auf den Lippen, als die Leute im GYM auf dem Stairmaster. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.... 

Reto 

 

 

 

 


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